Sonntag, 6. Januar 2019

Haubenhuhnverwandschaft prägt

Der Hörnerkamm und seine Ausprägungen
Der Hörnerkamm gehört etwas zu den Kammformen der Raritäten. Neben den La Flèche tragen u.a. ebenso Appenzeller Spitzhauben, Sultanhühner, Annaberger Haubenstrupphühner und Eulenbarthühner einen Hörnerkamm. 

Bei der Zucht von hörnerkämmigen Hühnern fallen immer mal wieder Tiere mit Kammauswüchsen, welche als grobe Fehler einzuordnen sind. Um zu ergründen woher das kommt und wie solche Kammausprägungen züchterisch einzuordnen sind, sollte man sich etwas näher mit den genetischen Grundlagen dieser Kammform beschäftigen.

Wie kommt es zu einem Hörnerkamm?
Der Hörnerkamm gehört mit einigen anderen Kammvarianten zu einer Gruppe der Kammformen die auf einer Verdopplung des Einfachkammes beruhen.
Durch einen zusätzlichen Erbfaktor wird eine Verdopplung des Einfachkammes bewirkt. Am visuell deutlichsten ist dies bei den Augsburgern zu erkennen, die ausgehend von den La Flèche entstanden sind. Die zwei nebeneinanderstehenden Einfachkämme, die nach vorne geschlossen sind, bilden bei den Augsburgern einen Becherkamm.



Geteiltes Doppel - Haubenhuhnverwandtschaft prägt
Auf den ersten Blick ist es kaum zu glauben, doch der Hörnerkamm beruht auf genau diesem genetischen Hintergrund. Beim Hörnerkamm werden anstelle der zwei verbundenen Kammblätter jedoch zwei getrennte Kammhörner ausgeprägt. Die Teilung des Kammes lässt sich meist auch im roten Kammfleisch vor den Hörnern deutlich erkennen. Dort verläuft mittig eine Abgrenzung, die teilweise auch mit einer feinen Vertiefung gezeigt wird und beispielsweise bei den La Flèche nicht selten sogar mit kleinen Federchen besetzt ist.

Es ist kein Zufall, dass die genannten Kammvarianten ausschließlich bei Haubenhuhn verwandten Rassen vorkommen die eine Haube oder einen Schopf tragen. Näher betrachtet hat die Erhöhung des Kammgrundes (sog. Protuberanz), die bei allen Haubenhuhnverwandten prägend ist, einen wesentlichen Einfluss. Dieses Merkmal der hauben- und schopftragenden Hühner verhindert eine Ausbildung der Kammblätter des Einfachkammes. Der standardisierte Hörnerkamm ist demnach das Ergebnis einer gezielten Selektion der verbliebenen Kammreste und ist nur durch das Vorhandensein zentraler Haubenhuhnerbanlagen möglich.
Die unterschiedlichen Anlagen von Haube und Schopf sind dabei auch mitbestimmend für die Form und Stellung der Kammhörner der Hühnerrassen mit dieser Kammform.

Kammauswüchse
La Flèche zeigen die Kammhörner in ausgeprägtester Form. Hier lassen sich auch die immer wieder auftretenden Kammauswüchse deutlich erläutern.



Manchmal unübersehbar, ja fast schon eine Andeutung eines becherförmigen Kammes, oft aber auch ganz unscheinbar als kleiner Auswuchs am Kammgrund treten Kammauswüchse an den Hörnerkämmen in Erscheinung.

In diesem Zusammenhang wird auch ersichtlich, wie wichtig es ist, die Haubenhuhnanlagen bei unseren hörnertragenden Hühnerrassen zu erhalten und entsprechend der rassetypischen Merkmale zu selektieren. Die Ausprägung der Hörner ist je Rasse teilweise recht unterschiedlich. Ihnen gleich ist jedoch die aufgeworfene Nase mit dem hufeisenförmigen Quersattel und die Haubenhuhnanlage, ersichtlich als Haube, Schopf oder Schopfansatz.

Diese müssen bei der Selektion unbedingt im Zusammenhang mit dem optimalen Hörnerkamm und einer Vermeidung von Kammauswüchsen beachtet werden. So sollte beispielsweise bei den La Flèche unabdingbar auf das Vorhandensein eines Schopfes geachtet werden. Sei er auch nur mit wenigen Federchen vorhanden, so ist er eine Garantie dass die so wichtige Haubenhuhnanlage nicht zu stark zurückgedrängt wird oder gar verloren geht. Gleiches gilt für die Hufeisennase.

Tiere mit Kammauswüchsen in die Zucht einzustellen ist nicht sehr empfehlenswert und wenn überhaupt sollte dies nur mit äußerster Vorsicht erfolgen.