Freitag, 28. Juni 2019

Qualitätseinschätzung für qualitative Zuchtentwicklung

Sommertagung in Rodgau
Am Wochenende vom 14.-16. Juni trafen sich die Mitglieder und Freunde des SV der Haubenhühner und seltener Hühnerrassen in Rodgau zu ihrer Sommertagung. In diesem Jahr hatten Heike und Günter Grimm das Treffen und das Programm organisiert.



Das jährliche Treffen ist immer wieder eine hervorragende Möglichkeit Freunde zu treffen, sich auszutauschen und auch sich zuchtfördernde Ratschläge einzuholen. Auch wenn leider einige Zuchtfreunde krankheitsbedingt oder aus terminlichen Gründen nicht teilnehmen konnten, so war doch eine erfreulich große Zahl an Züchtern und Interessierten zur Sommertagung angereist.

Die Jahreshauptversammlung des Sondervereins fand am Samstag Nachmittag statt. Ein geeigneter Rahmen unsere verdienten Mitglieder, Züchter und Deutschen Meister/innen zu ehren.

Der 1. Vorsitzende Jochen Schmauch ehrte Karin Rosel Ruth und Bruno Ruth für ihren langjährigen engagierten Einsatz für den Sonderverein und überreiche ihnen eine Ernennungsurkunde zum Ehrenmitglied.







Wir gratulieren unseren Züchtern und Züchterinnen zur Deutschen Meisterschaft 2018!

Fabian Tritschler mit Appenzeller Spitzhauben schwarz, Ingrid Spielberger mit Houdan schwarz-weißgescheckt und Rosi Kühnhöfer mit Appenzeller Spitzhauben chamois-weißgetupft errangen mit ihren gezeigten hochwertigen Kollektionen den Titel Deutscher Meister/in 2018.




Einschätzen von Qualität, Fehlern und Wünschen
Ein Höhepunkt und für viele der wichtigste Programmpunkt der Sommertagung ist sicherlich die Tierbesprechung. Unsere Experten Lothar Fugger und Gerald Baumgartl begutachteten die mitgebrachten Tiere und erläuterten die jeweiligen Qualitäten, Fehler und Wünsche. Bei unseren Haubenhühnern und seltenen Rassen ist es oft notwendig gewisse Zugeständnisse zu machen. Die richtige Einschätzung und Gewichtung der Vorzüge, Fehler und Wünsche ist daher von besonderer Wichtigkeit.
Lothar Fugger erklärt wie eine ideale Vollhaube aussehen sollte und erläutert wie wichtig stabile straffe Hauben für die erforderliche Sichtfreiheit sind.










Gerald Baumgartl erläuterte den Züchtern und interessierten Besuchern u.a. wichtige Aspekte zu den La Flèche. Er wies unter anderem auch auf die Wichtigkeit eines freien Standes, eines durchgängigen hufeisenförmigen Nasensattels und einer möglichst geraden Hörnerstellung hin. Bei den blaugesäumten La Flèche ist auch darauf zu achten, dass schwarze Federteile mattschwarz erscheinen und im Gegensatz zu den schwarzen La Flèche keinen Glanz zeigen.



Die Appenzeller Spitzhauben waren in drei Farbenschlägen zu besprechen. Bei den gold-schwarzgetupften Jungtieren konnte Lothar Fugger deutlich die Herausforderungen dieses Farbenschlages erläutern. Wir wünschen uns fein durchgefärbte Schwingen, goldbraun mit schwarzen Endtupfen, die Innenfahnen der Armschwingen mehr oder weniger schwarz durchsetzt. Nicht selten sind jedoch Aufhellungen in den Schwingen zu beobachten. Während Schilf als Fehler einzustufen ist, sind leichte weiße Spitzen am Federende unerheblich und nicht als Schilf anzusehen. Die Qualität der Tupfenzeichnung lässt sich auf der Brust sehr gut beurteilen. Oft Ist das Farbbild etwas zu schwarzlastig, sodass wenig von der Grundfarbe zu sehen ist. Hier muss man nicht selten Zugeständnisse im Hinblick zum Ideal machen. Eine komplett schwarze Brust ist jedoch unbedingt als Fehler einzuordnen. Der Schwanz sollte möglichst braun mit schwarzen Endtupfen gezeigt werden. Die optimale Schwanzfärbung ist hier leider recht schwer zu erzielen und daher sind auch hier meist Zugeständnisse notwendig.

Leicht V-förmige Hörner sind erwünscht Bei dem Hahn auf Bild 1 streben die Hörner zu weit auseinander. 
Die sog. Spitzhaube ist bei den Appenzeller Spitzhauben -wie der Name bereits verrät- eines der kennzeichnenden Rassemerkmale. Lothar Fugger erklärte im Vergleich worauf zu achten ist. Bei der chamois-weißgetupften Henne ist die Haube zu üppig ungeordnet und formlich nicht ideal. Stabile, formgebende Außenfedern würden eine rassetypischere Haube ermöglichen. Die silber-schwarzgetupfte Henne zeigt uns im Vergleich eine perfekte straffe nach vorne gebogene Spitzhaube.



Neben einer genauen Besprechung aller Tiere war auch für gezielte Fragen der Züchter/innen genügend Raum. Die Frage ob denn eine sog. Fleischwarze vor dem Hufeisen als Fehler einzuordnen ist, konnte unter anderem klar beantwortet werden. Insbesondere bei Hähnen ist sichtbares Kammfleisch vor dem Hufeisen teilweise ausgeprägt und gilt sogar als Qualitätsmerkmal. Dies ist lediglich bei extremer Auswucherung fehlerhaft.

Am Ende der Tierbesprechung erwartete die Teilnehmer noch eine Rassevorstellung der Pavlov Hühner. Stellvertretend für eine Gruppe von Züchtern/innen dieser alten, ursprünglich aus Rußland stammenden Hühnerrasse, die als Urahn unserer Haubenhühner gilt, stellte Marcella Sterlepper Tiere im Farbschlag Silber-schwarzgetupft und Gold-schwarzgetupft vor und berichtete uns vom Zuchtstand und den züchterischen Aktivitäten für die Pavlov Hühner. Die Gruppe der engagierten Pavlov-Züchter bemüht sich derzeit um die Anerkennung dieser Rasse in Deutschland und möchte sich unserem Sonderverein anschließen.



Wer erfolgreich züchten möchte, muss die spezifischen Rassemerkmale einschätzen und gewichten können.

Die jährlich wachsende Anzahl an Teilnehmern an der Tierbesprechung zeigt es: Die ausführlichen Erläuterungen unserer Experten aus den Reihen unseres Sondervereins sind für Züchter und Gäste hochinteressant und eine wichtige Hilfestellung zur zuchtstandsbezogenen Qualitätseinschätzung unserer Haubenhühner und seltener Hühnerrassen. Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle an unsere Fachexperten Gerald Baumgartl und Lothar Fugger für ihr Engagement zur Züchterweiterbildung.
Ein besonders großes Dankeschön geht darüber hinaus an Heike und Günter Grimm, die sich mit der Organisation unserer Sommertagung solch große Mühe gegeben haben und die uns allen dieses kurzweilige, gesellige und sehr interessante Wochenende ermöglicht haben!