Dienstag, 26. September 2017

Aufschwung für Paduaner in tollbunt?

Ansprechender Farbenschlag und seine Entstehung
Paduaner in tollbunt erfreuen sich derzeit wachsender Beliebtheit. Der Farbenschlag zeigt ein ganz eigenes dynamisches Farbspiel, das den Betrachter zumeist unmittelbar fasziniert. 

Paduaner werden bereits seit über 500 Jahren in Deutschland gezüchtet. Im Vergleich zu ursprünglichen Farbschlägen (Weißhauben, goldlack und silberlack) die bereits Ende des 18 Jahrhunderts von Bechtstein beschrieben wurden, ist der Farbschlag „Tollbunt“ noch recht jung.

Vor ca. 45 Jahren tauchten die Ursprungstiere dieser Farbvariante in der Zucht von W. Schilling in Greiz (Thüringen) auf. Sie entstanden aus einer Zufallspaarung mit Scheckungsfaktor, Sperberfaktor und kastanienbrauner Grundfarbe – sehr wahrscheinlich aus gesperberten und chamois-weiß-gesäumten Paduanern.

Die Tiere hatten fleischfarbige Läufe vom gesperberten Elternteil und zeigten die gelbbraune Grundfarbe des chamois-weiß-gesäumten Elterntieres. Die weiße Zeichnung wurde dazu durch den Sperberfaktor aufgelöst.
Durch die Dominanz der beiden Zeichnungsfaktoren brachte eine Verpaarung dieser Tiere untereinander gleich aussehende Nachzuchten hervor. Diese ähnelten den Ruhlaer-Zwerghühnern in tollbunt, die es einmal gab, weshalb man sich für die Namensgebung „Tollbunt“ entschied.

Der Farbenschlag Tollbunt wurde für die Paduaner 1979 mit einer Musterbeschreibung versehen: Das Farbbild soll zu 50% hellrotbraun bis dunkelockerfarbig, zu 25 % schwarz und zu 25% weiß zeigen. Die Dreifarbigkeit soll sich möglichst gleichmäßig über das ganze Körpergefieder verteilen.




Farbschlag mit Herausforderungen
Obwohl der Erzüchter auf der 1. Kleintier-Siegerschau in Leipzig ein Siegertier in diesem Farbenschlag zeigte, kommentierte Frank Peschke 1984 in seinem Schaubericht in der Fachzeitschrift Garten und Kleintierzucht die gezeigten Tiere der Ausstellung mit der Anmerkung: „Recht große Probleme macht noch der junge Farbenschlag Tollbunt. Die Tiere sollen eine kastanienbraune Grundfarbe mit unregelmäßiger Maserung und weißen Spritzern aufweisen. Die zuletzt gezeigten Tiere waren aber meistens schon zu hell und es geht somit das schöne Zeichnungsbild verloren.“

Durch den dominanten Sperberfaktor und die Säumung nahm das „Weiß“ im Farbbild immer mehr zu. Um der zunehmenden Aufhellung entgegenzuwirken und das schöne Zeichnungsbild zu erhalten kreuzte man goldschwarz-gesäumte Paduaner ein. Von diesem Moment an ließ sich das schwarz des Saumes nicht mehr wie ursprünglich gedacht verdrängen. Zu dieser Zeit war kaum noch Nachfrage nach den tollbunten Paduanern vorhanden. Es fehlten ernsthafte Züchter um den Farbschlag weiter zu verbreiten. Erst mit der Grenzöffnung gewann der Farbschlag wieder Aufwind. Der Durchbruch kam jedoch erst im Jahr 2000 auf der VHGW- Schau in Sinsheim bzw. Nürnberg. Mit dem V- Hahn von Gerold Kellermann, der damals die Titelblätter der Fachzeitungen zierte, nahm die Verbreitung nochmals zu.

Derzeit ist ein richtiger „Hype“ auf die tollbunten Paduaner zu verzeichnen. Eine sehr erfreuliche Tendenz, die jedoch auch nicht zu unterschätzende Herausforderungen mit sich bringt.

Durch die charakteristische „tollbunte Varianz“ im Farbbild, die ist ein unerfahrener Züchter allzu leicht verführt es als unerheblich anzusehen, wie die Farbverteilungen gesetzt sind. Die Merkmalsbeschreibungen des Standards sollten unbedingt Beachtung finden, um Paduaner in dieser schönen Farbvariante zu erhalten und qualitativ weiter zu verbreiten.

Leider wurde vielfach die Standard-Beschreibung aus den Augen verloren. Heute sind die Tiere teilweise goldschwarz getupft, zeigen Halbsaum mit weißen Einlagerungen, aufgehellte Schnabel- und Lauffarbe. Die Kombination der erforderlichen Merkmalsanlagen lässt eine einfache, kontinuierliche Zucht kaum zu und es gibt nur wenige Experten, die es verstehen die Erbfaktoren so zu kombinieren dass dieses seltene Farbbild entsteht.

Schaut man in den Standard, so muss man feststellen, dass die Beschreibung der Farbe tollbunt und die teilweise gezeigten Tiere nicht unterschiedlicher sein könnten.

Standardbeschreibung Tollbunt
Hahn und Henne fast gleichgefärbt. Die Gefiederfarbe ist auf 50 Prozent hellrotbraun bis dunkelockerfarbig und zu je 25 Prozent schwarz und weiß auf den Federn unregelmäßig gezeichnet (gemasert) und über den ganzen Körper gleichmäßig verteilt. Haube, Schwingen und Schwanz zeigen mehr Weißanteil. Einzelne rein weiße Handschwingen gestattet. Untergefieder graubraun. Lauffarbe fleischfarbig bis blaugrau, bei Fleischfarbigen einzelne dunkle Schuppen gestattet, bei Blaugrauen helle Sohle. Augen rotbraun.

Grobe Fehler im Farbschlag:
Rein weiße Federn im Körpergefieder; breite, schwarze Rundumsäumung


Mit ihrem ganz eigenen Farbspiel wirken tollbunte Paduaner auf den Besucher einer Ausstellung recht anziehend. Dies lässt hoffen: Wenn sich aus einigen der tollbunten Liebhaber ernsthafte Züchter entwickeln, sollte einer größeren qualitativen Verbreitung dieses ansprechenden Farbschlags nichts mehr im Wege stehen.


Ein Beitrag von Jürgen Käs.
Bilder von Johannes Schillung und Andrea Höh