Donnerstag, 18. Juli 2019

Von der Geschichte zur Zukunft

Schaupräsenz der Haubenhühner und seltener Hühner in Österreich
Meine große Leidenschaft neben der Paduaner Zucht ist seit je her die Geschichte – hat mich mein beruflicher Werdegang nun in eine gänzlich andere Richtung verschlagen, so denke ich noch immer gerne an meine Arbeit als Historikerin an der Universität Wien zurück. Gerade deshalb freue ich mich besonders mit diesem Artikel meine beiden Passionen verknüpfen zu dürfen und die vom Sonderverein (SV) betreuten 14 Rassen, auf Basis ihrer Meldezahlen auf Bundes- und Bundesjungtierschauen ab 1980 bis heute, beleuchten zu können.
(Stefanie Wolf, Züchterin aus Österreich und Presseverantwortliche SV)


Holländer Haubenhühner aus aktueller Zucht in Österreich.  Züchter: Stefan Eigner

Die vom Sonderverein betreuten Rassen auf österreichischen Bundes- und Bundesjungtierschauen seit 1980
Numerisch aufsteigend möchte ich Vogtländer, Annaberger Haubenstrupphühner, Crèvecoer und Kaulhühner vorwegnehmen. Diese 4 Rassen wurden in den archivierten letzten 39 Jahren nicht ein einziges Mal auf Bundesebene in Österreich präsentiert.

5 Rassevertreter der Appenzeller Barthühner präsentierten sich vor 32 Jahren also 1987 in Wels – seitdem wurde die Rasse nicht mehr gezeigt. Mit einem Tier mehr, also 6 Stück, waren die Brabanter Bauernhühner im Jahre 1999, ebenfalls in Wels, vertreten – sie sind seitdem ebenso wie die zuvor genannten gänzlich aus den Katalogen verschwunden. Endlich im zweistelligen Bereich sin die Houdan einzuordnen. 1980-2017 wurden gesamt 10 Tiere in der höchsten österreichischen Ausstellungsebene vermerkt. Erstmalig mit einer Kollektion von 6 Tieren auf der Bundesjungtierschau in Ried 1999 vertreten, wurden bereits 2000 in Wels wiederum 4 Rassevertreter registriert. Leider bleiben diese beiden Ausstellungen die einzigen auf denen die Houdan dem breiten österreichischen Publikum gezeigt wurde.
Paduaner im Freilauf auf Österreichs Wiesen.  Züchterin: Stefanie Wolf


Die Paduaner wurden nach 6 Stück in Gold-Schwarzgesäumt im Jahre 2002 in Wels erst wieder 15 Jahre später, also 2017 in derselben Messestadt mit 6 Tieren in Tollbunt gezeigt. Die genannte tollbunte Kollektion erreichte den ersten Bundesmeistertitel für diese Rasse überhaupt in der archivierten Geschichte des Rassezuchtverbandes Österreichischer Kleintierzüchter.

Mit 14 gezeigten Tieren übertreffen die Breda das Dutzend der Paduaner. Gleich auf drei Bundesschauen waren sie vertreten: 6 Stück im Jahre 1998 in Wels und jeweils mit einer 4-er Kollektion in den Jahren 2000 und 2008 ebenda.


Die Eulenbarthühner zeigen eine interessante Spitze: In den Jahren 1996 bis 2000 wurde bei den abwechselnden Bunds- und Bundesjungtierschauen mit Ausnahme von 1999 jährlich eine Kollektion präsentiert. So standen in Wels 1996 und Innsbruck 1997 jeweils 6 Tiere, im Jahre 1998 in Wels 5 und 2000 ebenso in Wels sogar 8 Eulenbarthühner. Seit diesem pointierten Auftreten sind sie aber leider wiederum gänzlich aus den Katalogen verschwunden.

Holländer Haubenhühner aus aktueller Zucht in Österreich.  Züchter: Stefan Eigner

Bereits 1980, bei der ersten archivierten Bundesschau in Wels waren die Holländer Haubenhühner mit 8 gezeigten Tieren vertreten. Es dauerte ein Jahrzehnt bis sie wieder mit 6 Tieren ebenfalls in der Messe Wels gezeigt wurden und erreichten 1992 ihren bisherigen Höhepunkt mit 12 Rassevertretern. Bei den Holländer Haubenhühnern scheinen die Zehnerschritte Programm zu sein. Nachdem sie 2007 wieder mit 6 Stück in Wels zu sehen waren vergingen bis zu ihrem nächsten Auftritt 2017 wiederum 10 Jahre. Gesamt wurden also in den Jahren 1980 bis 2017 ganze 38 Vertreter dieser Rasse präsentiert.

Ähnlich wie bei den Eulenbarthühnern ist ab der zweiten Hälfte der 90er Jahre auch bei den Sultanhühnern eine regelmäßige Ausstellungspräsenz zu verzeichnen. Erstmals 1990 in Wels mit 6 Stück vertreten sind sie ab 1996 bis 2002 jährlich mit mindestens 4 bis maximal 6 Tieren vertreten. Gesamt wurden in diesem Zeitraum 44 Sultanhühner in weiß gezeigt. Doch wie bei einigen Rassen zuvor schon dargestellt, scheint es sich hier leider nun um einen temporär eingeschränkten Höhenflug der Rasse gehandelt zu haben. Nach 2002 wurde nicht mehr ein einziges Exemplar in Österreichs höchster Ausstellungsebenen gemeldet.

Ein ähnliches Wellental ist bei den gesamt 69 gezeigten La Flèche zu verzeichnen. Erstmals 1981 mit 8 Rassevertretern auf der Bundesschau in Wels vertreten, erreichten sie nach einer langen Durststrecke bis ins Jahr 1994 nach und nach eine gewisse Konstanz. So wurden 6 Tiere 1996 in Wels, ebenso vielen 1998 und je einmal, 6 und 5 Stück in den Jahren 1999, 2000 und 2002 gezeigt. Als absoluter Höhepunkt muss bei dieser Rasse die Bundesjungtierschau in Wieselburg im Jahre 2003, mit 16 Tieren und der damit höchsten Meldezahl überhaupt, angesehen werden. Dieser Boom schwang noch bis ins Jahr 2005 zu 12 gemeldeten Tieren auf der Bundesschau in Ebbs nach – im Anschluss daran sollte es bis 2017 dauern ehe die La Flèche wieder mit einer 6er Kollektion auf der Bundesschau in Wels vertreten waren.

Appenzeller Spitzhauben aus Österreich.  Züchter: Stefan Eigner

Die am häufigsten in Österreich gezeigte Rasse unseres SV sind mit deutlichem Abstand die Appenzeller Spitzhauben. Mit gesamt 232 gezeigten Tieren - konstant über die Bundes- und Bundesjungtierschauen seit 1980 verteilt. Sie sind damit auch die einzige Rasse unseres Sondervereins in der jemals eine rassespezifischer Bundesmeistertitel ermittelt werden konnte - und dies bereits fünf Mal: erstmalig 2007 in Ried mit 22 gezeigten Appenzeller Spitzhauben und dann ununterbrochen seit 2013 mit jeweils 21, 26, 23 und zuletzt 2017 mit 28 gemeldeten Tieren. Dies ist für unsere Rassen in Österreich sicherlich einzigartig – schließlich werden alle anderen in diesem Artikel behandelten Rassen um einen Bundesmeistertitel erreichen zu können, zu gemischten Gruppen zusammengefasst.

Was kann man nun als Resümee aus dieser Datensammlung ziehen?
Zunächst, dass die Ausstellungspräsenz bei den meisten Rassen, abgesehen von den La Flèche und den Appenzeller Spitzhauben an einem einzigen, maximal zwei Züchtern bzw. Züchterinnen hängt. Geben diese Züchter aus welchen Gründern auch immer ihre Tiere auf, so verschwindet auch die von ihnen betreute Rasse von der Bildfläche. Ein Phänomen, welches sich durch die gesamte Ausstellungsstatistik in Hinblick auf unsere Rassen zieht.

Sultanhühner der österreichischen Züchterin Stefanie Wolf

Im Weiteren war die größte Rassenvielfalt (immer auf die SV Rassen bezogen), nämlich Appenzeller Spitzhauben (4), Breda (4), Eulenbarthühner (8), Houdan (4), La Flèche (4) und Sultanhühner (4) im Jahre 2000 in Wels zu sehen. Kein Wunder – war hier doch die Bundesschau 2000 an die letzte EE-Schau in Österreich angeschlossen. Die genannten Zahlen beziehen sich aber ausschließlich auf die österreichischen Aussteller. Ausländische Aussteller wurden hier von mir nicht mitgezählt – obwohl es mich freute bei der Lektüre des Kataloges bekannte Namen zu finden die auch heute noch als maßgeblich anzusehen sind. Der Antrieb der Europaschau war im drauffolgenden Jahr bereits wieder verebbt – einzig die Sultanhühner wurden von den 14 möglichen Rassen im 2001 gezeigt.

Aufwind spürbar

Positiv ist die Entwicklung ab 2015 zu vermerken. Waren die SV Rassen in diesem Jahr nur mit den Appenzeller Spitzhauben vertreten so standen sie 2017 bereits mit Verstärkung von Holländer Haubenhühnern, Paduanern und La Flèche. Es zeigt sich also, dass die vom SV-betreuten Rassen im östlichen Nachbarland wieder auf den Großschauen vertreten sind und die Kurve im Steigen begriffen ist. Eine Entwicklung, die mich sehr freut und zu der ich hoffe meinen Betrag weiterhin leisten zu können.

Dieser Artikel wurde auf Basis der von Anton Fürstaller akribisch geführten Statistik zu den österreichischen Bundes- und Bundesjungtierschauen gezeigten Geflügelrassen ab 1980 verwirklicht – ich danke ihm daher sehr für seine Unterstützung. Ich hoffe den Lesern einen umfassenden Einblick über die Ausstellungspräsenz der von unserem Sonderverein betreuten Rassen gegeben zu haben. 

Stefanie Wolf