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Sonntag, 6. März 2022

Die „Blaugrauen Vogtländer“ dürfen nicht untergehen!

Für Angelika und Karsten Kannegießer ist die Zucht der „Blaugrauen Vogtländer“ nicht nur ein „Hobby“ - es ist eine gemeinsame Leidenschaft, der sie mit viel Herzblut nachgehen.

Die blaugraue Gefiederfarbe der Vogtländer passt sich dem Erdboden gut an.
Mit 1,3 Zuchttieren begann Karsten Kannegießer 2005 mit der Zucht der Vogtländer. Seit dieser Zeit engagiert er sich für diese sehr seltene Rasse mit dem wohl einmaligen Farbschlag. Er zählt zu den erfahrendsten Züchtern, die engagiert für den Erhalt der Rasse kämpfen.

Anerkannt wurde diese doch noch recht junge Rasse 1973 in Leipzig. Die Grundidee für die Rasse hatte Martin Neudeck. Er wollte eine Rasse züchten, die durch eine gedeckte Farbe –„mausgrau“- besser vor Raubwild und Greifvögeln geschützt sein sollte. Bereits in den zwanziger Jahren begann er mit der Verwirklichung seiner Vorstellungen. Er benutzte schwarze Rheinländer, Andalusier, Dominikaner und Welsumer zur Herauszüchtung. Damit sich farblich ein „bewegteres Bild“ ergäbe, schlug der Anerkennungsausschuss der Zentralen Zuchtkommission Martin Neudeck vor, seiner neuen Rasse einen roten Halsbehang anzuzüchten. In langjähriger Arbeit schaffte er es, mit rebhuhnfarbigen Rheinländern den heutigen blaugrauen Vogtländer zu erzüchten. 

Unbedingt erwähnt werden muss an dieser Stelle Bodo Zschäck aus dem Vogtland, der über lange Jahre alleiniger Züchter der „Blaugrauen Vogtländer“ war. Ihm gebührt für seine sehr großen Verdienste höchstes Lob und Anerkennung! Ohne Bodo Zschäck, der die Rasse über Jahre am Leben hielt, wären die „Blaugrauen Vogtländer“ heute ausgestorben.

Vogtländer sind eine mittelgroße Rasse mit einer Landhuhnform und mittelhoher Stellung. Zu den kennzeichnenden Rassemerkmalen des Hahnes zählt der langgestreckte, kräftige, leicht abfallende Rumpf, ein reicher Sattelbehang und ein etwas aufrecht getragener Schwanz. Die Brust sollte gut gerundet sein und der gut entwickelte Bauch zeigt sich ausladend. Lang sind die Flügel - sie werden geschlossen und anliegend getragen. Leicht aus dem Gefieder hervortretend sind die Schenkel zu sehen. Schieferfarben, kräftig und mittelhoch sollten die Läufe sein. Das Gefieder liegt straff an.

Karsten Kannegießer präsentiert einen seiner blaugrauen Vogtländer Hähne.

“Es ist für uns immer wieder faszinierend zu sehen wie toll sich viele Hähne bis zum Schluß entwickeln. Vor zu schneller Selektion allein nach der Farbe ist zu warnen. Hier ist Vorsicht geboten.”

Die „Blaugrauen Vogtländer“ besitzen einen kräftig entwickelten, mittelgroßen Kopf, der von einem kleinen, fest aufsitzenden Rosenkamm mit wenig Perlung geziert wird. Das Gesicht ist glatt und rot, es besitzt dunkle Augen. Der mittellange, leicht gebogene Schnabel ist von dunkler Farbe. Die Kehlklappen sind klein und gerundet. Die Ohrscheiben werden klein und weiß gefordert. Etwas rötlicher Anflug ist noch gestattet, zuviel rot in den Ohrscheiben ist als grober Fehler
einzustufen.

Besonders interessant an dieser Rasse ist die Farbe. 

Der Hahn zeigt eine blaugraue (mausgraue) Farbe mit rotgoldenem Hals- und Sattelbehang. Die Hennen zeigen über den ganzen Körper eine gleichmäßige blaugraue Farbe. Der Halsbehang ist dunkler als das übrige Körpergefieder und nur leicht gezeichnet.

Die Farbe der Vogtländer Hühner ist spalterbig, was für den Züchter bedeutet, eine reichhaltige Nachzucht aufzuziehen, da nur etwa 50 bis 60% der Nachzucht die typische blau-
graue Farbe haben. 

„Und auch bei diesen Tieren muss man damit rechnen, dass die Farbe nicht den Anforderungen entspricht, weil der Halsbehang nicht korrekt erscheint oder die Farbe fleckig ist. Es muss also scharf selektiert werden - umso zahlreicher die Nachzucht, desto besser das Ergebnis“, weiß Karsten Kannegießer zu berichten.

Die Schwierigkeit bei der Zucht ist und bleibt die Anforderung eine möglichst gleichmäßige Farbe
zu erreichen, nicht zu dunkel und nicht zu hell. Dieses Idealbild schaffen in der Regel hauptsächlich Althühner kurz nach der Mauser.

Auch der richtige Zeitpunkt des Schlupfs ist entscheidend für die Ausstellungtiere.

Bei der Selektion ist deshalb unbedingt auf möglichst fleckenloses Gefieder zu achten. 

Für die Zusammenstellung der Zuchttiere hat man trotz allem einigen Spielraum. So können rassetypische Hennen in weiß und schwarz ohne Bedenken in die Zuchtstämme integriert werden. Eine Erfahrung hat uns begeistert: Ein Hahn in schwarz mit ausschließlich weißen Hennen brachte uns 100 % blaugraue Nachzucht und die Hennen waren in der Farbe nahezu tadellos, auch die Hähne zeigten eine vorzügliche Mantelgefiederfarbe, allerdings fehlte es zum größten Teil am kräftigen Schmuckgefieder. Ansonsten gilt es nach Möglichkeit immer einen farblich typischen Hahn in die Zucht zu nehmen, da der Hahn hauptsächlich die Farbe mitbestimmt.

Es werden dringend engagierte Züchter gesucht, um diese Rasse nicht nur zu erhalten, sondern auch in ihrem Erscheinungsbild zu vervollkommnen! Die „Blaugrauen Vogtländer“ sind mit ihrer einmaligen Farbe ideal für Züchter, die die Herausforderung suchen!

Karsten Kannegießer und Andrea Höh