Die extravagante Mohrenkopfzeichnung in der Zucht
Es
gibt wohl kaum einen Züchter, der sich so lange und intensiv mit der
Zucht der Eulenbarthühner mit Mohrenkopfzeichnung beschäftigt hat wie Gerold Kellermann. In
seinem Beitrag zur Zucht dieser ausgesprochenen Raritäten lässt er uns
teilhaben an den Erfahrungen und den wertvollen Erkenntnissen die er
bisher sammeln konnte.
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Spitzenzüchter und Rassegruppenobmann für Eulenbarthühner Gerold Kellermann |
Die im 15. Jahrhundert erstmals erwähnten Eulenbarthühner blicken auf ein langes Hühnerleben zurück. Auf die, bei dieser Rasse einzigartige Farbgebung der extravaganten Mohrenkopfzeichnung, möchte ich hier näher eingehen. Im Speziellen die weißen Mohrenköpfe. Aktuell sind die Farbenschläge Mohrenkopf weiß, goldbraun und blau anerkannt. Die, im Mutterland Holland, in Arbeit befindliche Variante der Mohrenköpfe in zitron, gibt es auch schon bei
uns. Viele Mythen über die sicher nicht einfache Vererbung halten sich
bis heute und sind -man kann es kaum glauben- bis zum jetzigen Zeitpunkt
noch fest im gültigen Rassestandard verankert. Der Passus „können auf
Dauer nicht reingezogen werden“, muss nach meiner Zuchterfahrung
ersatzlos aus dem Standard gestrichen werden.
Durch
die lange Zuchterfahrung meinerseits mit den Möhrenköpfen in goldbraun
seit 1994 sowie weiß ab 2010, hat sich die Zucht mit den besten
Zeichnungstieren als die zuverlässigste Verpaarungsvariante
herausgestellt.
Wie sagte schon unser leider viel zu
früh verstorbene Fritz Schöne in Bezug auf die blaue Farbe der Hühner:
„Die besten Blauen fallen aus reinen Blauen.“ Diesen Grundsatz kann ich
nur unterstreichen und in Bezug auf die Mohrenköpfe jedem Züchter raten,
sich auf keine Glücksspiele in der Zucht einzulassen. Die Idee einer
Ausgleichsverpaarung mit dunklem, überzeichneten Hahn sowie
aufgehellten, fast weißen Hennen, oder die Gegenvariante mit Hahn hell
und Henne dunkel, führt über die Jahre gesehen nie zum Ziel, auch wenn
dieses Vererbungsschema in einschlägigen Fachbüchern als das
Allheilmittel angepriesen wird. Vielmehr ist mit dieser Zuchtmethode ein
Scheitern vorprogrammiert, was nur zu oft auch eine Zuchtaufgabe nach
sich zieht. Damit tut man niemanden einen Gefallen, schon gar nicht den
Tieren selbst. Mit ihrem kecken und zutraulichen Wesen, gepaart mit viel
Vitalität, hätten sie trotz der engen Zuchtlinien, eine viel größere
Verbreitung verdient. Das Potenzial haben sie allemal. Ein Traum für
jeden Züchter ist sicher ein rassiger Stamm Mohrenköpfe. Ihn zu besitzen
bedeutet schon ein großes Privileg dieser einzigartigen
Zeichnungsspezies.
Die Zuchtzusammenstellung
Nun
aber genug der Werbung, jetzt geht es zum harten Alltagsgeschäft. Im
Speziellen zur Zuchtzusammenstellung. Jeder ernsthafte Züchter, der sich
für solche Exklusivitäten entscheidet, braucht ein dickes Fell und
Durchhaltevermögen. Ohne diese Eigenschaften wird es garantiert keine
lange Liaison. Ein etwas größerer Stall für den Nachwuchs sollte
bereitstehen. So um die 50 Jungtiere müssen es schon sein, um auch
einige Ausstellungstiere zu erzielen. Nach oben natürlich keine Grenzen.
Danach kann bei entsprechender Fachkenntnis relativ zügig sortiert
werden. Anhand der Färbung des Flaumgefieders sortiere ich, ganz
entgegen anderslautender Meinungen, schon in etwa die Hälfte der
Jungtiere in den ersten Lebenstagen.
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Die drei Varianten der Mohrenkopfküken. Links zu hell, mittig zu dunkel, rechts ein passendes Tier |
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Alle infragekommenden Farbnuancen. Diese Tiere sollten behalten werden, da sie potentielle Ausstellungstiere werden könnten |
Bei
der Abgabe solcher „Sortierten“ bekomme ich immer wieder positive
Rückmeldungen, was den Wuchs bzw. Legeleistungen betrifft. Bei ca. 50
Jungtieren muss auch niemand um eine Überbevölkerung besorgt sein. Es
bleiben bei dieser Stückzahl bestimmt keine 10 Tiere für die Schausaison
übrig. 3-5 ordentliche Tiere sind durchaus im Rahmen des Möglichen. Die
Feinheit und Rassigkeit kristallisiert sich, wie bei anderen
Farbschlägen, erst nach der letzten Mauser wieder. Was in die
Ausstellungskäfige oder später in der Zucht eingesetzt wird, sollte
schon dem Namensgebenden dunklen/schwarzen Kopf vorweisen. Graue, blaue
oder nur schemenhafte Kopfzeichnungen sind hier auszuschließen. Alle
hier aufgeführten Forderungen sind in erster Linie auf die Hennen
bezogen.
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Von links: erstes und zweites Tier etwas hell in der Kopffarbe. Tier drei und vier mit mustergültiger Kopfzeichnung |
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Drittes Tier von links mit reichlich Überzeichnung im Mantelgefieder |
Das Farbschema der Hähne ist etwas anders
gelagert.
Wird bei den Hennen der Kopf mit dem Federwechsel dunkler,
geht es im Hahnengefieder gerade in die andere Richtung. Junghähne mit
teils satter Kopf-, Bart- und Oberhalsfarbe, hellen nach dem letzten
Federwechsel meist deutlich auf. Bleibt ein graumelierter Bart, ist es
für mich immer noch ein sg-Tier. Für die Zucht ist eine intensive
Jungtierzeichnung von großen Wert. Kein Zuchthahn, ganz gleich wie sich
die letzte Feder zeigt, findet ohne satte Kopfzeichnung im
Junggefiederstadium Einlass im Zuchtstamm. Selbstverständlich gibt es
auch die Ausnahmen. Aber, um es vorweg zu nehmen, diese sind sehr dünn
gesät. Wenige behalten nach dem Federwechsel nahezu ihre Farbintensität
und sind natürlich in der Zucht vorzuziehen. Im Übrigen ist gerade bei
der Mohrenkopfzeichnung der Hahn das Zünglein an der Waage. Ein guter
Vererber ist nicht leicht zu finden. Diesbezüglich sollte möglichst ein
zweiter Hahn in der Zucht eingesetzt werden. Ich handhabe es
folgendermaßen: In der ersten Brutrunde wird ein erprobter Althahn
eingestellt. Im zweiten Brutdurchgang ein, nach dem Phänotyp,
aussichtsreicher Junghahn verwendet. Den Genotyp können wir leider erst
bei der Nachzucht feststellen. Außerdem halte ich bis zu vier Jahren an
einem guten Merkmalsüberträger fest. Hier gilt das alte Sprichwort: „Es
kommt selten was Besseres nach.“ Muss nach ein paar Jahren mal Fremdblut
zugeführt werden, geschieht es in Form eines unterzeichneten
silber-schwarz getupften Hahnes. Die Ansprüche sind möglichst wenig
Tupfen, aber ein dunkler Kopf. Auch der längere und aufwendigere Weg
über die Zuhilfenahme der Lakenfelder ist möglich. Drei Jahre sind
einzurechnen bis wieder Ausstellungstiere anfallen. Bei dieser
Farbvariante ist auch von dem bei vielen praktizierten jährlichen
Hahnenwechsel abzuraten. Bis zu drei Jahre kann und muss hier in enger
Verwandtschaftszucht gearbeitet werden. Sowohl beim Hahn, als auch mit
den Hennen. Wichtig ist -und dies zeigt sich immer wieder- ein guter
Wuchs primär beim Zuchthahn. Küken, die sich nur schleppend entwickeln,
müssen sofort selektiert werden. Oft schließen sie in der Endgröße
wieder auf oder werden sogar noch gute Ausstellungstiere. Sich von
solchen Tieren blenden zu lassen, würde eine Mohrenkopfzucht in
kürzester Zeit seiner Vitalität rauben. Generell ist eine 1,1 Verpaarung
die beste und genaueste Zuchtmethode. Gerade bei den Mohrenköpfen kann
so zügig ein/e schlechte/r Vererber/in ermittelt werden. Bei den
Mohrenköpfen gibt es vor allem in den holländischen Linien immer wieder
Hähne, die hennenfiedrig erscheinen. Sie haben nahezu keine Besichelung,
sondern nur Steuerfedern wie die Hennen. Diese Tiere behalten ihre
intensiven Köpfe, weshalb sie zur Zucht immer wieder Einlass bieten.
Eulenbarthühner hennenfiedrig sind nicht zugelassen und werden im
Schaukäfig herabgestuft. Ich hatte in meiner Zucht über die Jahre
allerdings noch kein Tier mit diesem Merkmal. Da Mohrenköpfe aber nicht
nur auf die Namensgebenden Kopfpunkte reduziert werden sollten, spielt
das Mantelgefieder, das quasi als Kontrastprogramm dient, eine
entscheidende Rolle. Möglichst rein im weiß bringt das Farbspiel
zwischen hell und dunkel die Tiere erst richtig zur Geltung. Oft neigen
vor allem die Hähne dazu, in der letzten Feder einen mehr oder weniger
gelben Anflug auszubilden. Bis zu einem gewissen Grad sollte er
toleriert werden. Eine maisfreie Fütterung, ein gut beschatteter Auslauf
und eine ständige Selektion auf dieses Merkmal, ist für diese
Farbvariante unerlässlich. Etwas schwarze bis graue Einlagerungen am
Federende sind vor allem für die Zucht eine nicht zu unterschätzende
Farbreserve. Gerade im oberen Brustbereich ist der Übergang vom dunklen
Kopf zum hellen Bauch mit mehr oder weniger saumartiger bis
halbmondförmiger Endzeichnung zu tolerieren. Tiere mit schwarzen Köpfen
und reinweißen Mantelgefieder findet man auf diversen Zeichnungen
wieder. In der Zucht ist diese klare und harte Trennung der Farben aber
nicht umsetzbar. Das beste Beispiel sind die Zeichnungsvarianten in der
Nachzucht.
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Von links: Silber schwarz getupft, überzeichneter Mohrenkopf, zu wenig Kopfzeichnung, Weißling |
Die fast weißen Tiere haben keine
schwarzen Köpfe mehr. Überzeichnete, ja fast zu silber-schwarz getupft
neigende, zeigen die intensivsten Köpfe. Sollte ein Hahn eine dunkle
Steuerfeder oder auch Sichel vorweisen, ist das nicht verwerflich.
Gerade was die Bewertung anbetrifft, sollte mit viel Fingerspitzengefühl
an die Tiere herangegangen werden. Außer einiger weniger Sonderrichter
bekommen sie die meisten Preisrichter vielleicht, wenn überhaupt nur
einmal im Leben in ihre Hände.
Ein Beitrag von Gerold Kellermann